#3 Türkei – Teil I
Nach etwas über vier Wochen ‚on the road‘ haben wir die Europäische Union nun verlassen und sind von Griechenland in die Türkei eingereist. Lange haben wir uns auf dieses Land gefreut. Sehr abwechslungsreich soll es sein, neben städtischen Metropolen auch viel unberührte und imposante Natur bieten. Und die Türkei ist natürlich unser Tor auf den asiatischen Kontinent und hinein in eine andere kulturelle Welt. Hier kommt nun unser Bericht über die erste Hälfte unserer etwa dreiwöchigen Tour durch dieses tolle Land. Aber fangen wir, wie immer, in Ruhe vorne an.
Istanbul
Am Montag, den 01. Juli 2019, begann für uns das Kapitel Türkei. Es begann langsam, denn etwa zwei Stunden verharrten wir in langen Schlangen am Grenzübergang in Kipi/Ipsala. Aber wollen wir uns mal nicht beschweren – es kommen sicherlich noch Grenzübergänge auf uns zu, die noch ein ganzes Stück ineffizienter strukturiert sind. 😉
Etwa 250 km hinter der Grenze liegt die 15 Millionen Einwohner Metropole Istanbul. Doch bereits 30 km bevor wir das Zentrum erreichen, fahren wir durch dichteste Bebauung mit modernen Wohnkomplexen, Wolkenkratzern, Leuchtreklame und allem drum und dran. Das Ausmaß dieser riesigen Stadt kann man sich kaum vorstellen.
Wir verbringen eine Woche in Istanbul. Das ist dann auch nur so gerade genug, um sich rund um das touristische Zentrum der Stadt zu bewegen. Wir laufen viel umher – mal mit und mal ohne konkretes Ziel – schauen uns um und saugen die Atmosphäre auf. Wir lernen in einer ‚Free Walking Tour‘ viel über die Historie der Stadt und schauen uns einige ihrer Sehenswürdigkeiten bei einer Bootstour auch vom Wasser des Bosporus aus an. Wir besuchen mehrere Moscheen, schlendern über Märkte, essen köstlich und erfreuen uns an der Vielfältigkeit dieser Stadt.
Denn Istanbul ist wirklich eine Stadt der Gegensätze. Sie ist die einzige Großstadt der Welt, die mit Europa und Asien zwei Kontinente miteinander verbindet. Moderne Einkaufszentren reihen sich an Moscheen und Hamams. Neben hippen Cafés befinden sich traditionelle Teestuben. Man kann in fancy Restaurants essen oder sich die typischen Fischbrötchen und gegrillten Maiskolben direkt beim Straßenhändler holen. Und im Hafenviertel Karaköy bilden die vielen jungen Künstler und Designer einen wunderbaren Kontrast zu den alten osmanischen Gebäuden und den hier sonst so häufig anzufindenden traditionellen Lebenswegen.
Istanbul – oder zumindest der Teil davon, den wir besucht haben – gefällt uns gut. Auch wenn wir Menschenmassen ja normalerweise eher meiden, passen das wuselige Treiben und die ‚outgoing mentality‘ hier einfach hin. Die Stadt machte auf uns zudem einen saubereren Eindruck, als wir ursprünglich gedacht hätten (für viele andere Landesteile gilt das leider nicht). Und auch die vielen Straßenhunde und -katzen sehen verhältnismäßig gut genährt aus und sind – so macht es den Anschein – häufig geteilter Ersatz für individuelle Haustiere.
Übernachtet haben wir auf dem Parkplatz des Kongresszentrums in Yenikapi. Von hier ist man in 45 Minuten zu Fuß an der Hagia Sofia. Nachts war es verhältnismäßig ruhig und für etwa 5€ wurde unser Campervan hier Tag und Nacht bewacht. Für uns der deutlich bessere Deal als ein teures Hotel. 🙂
Istanbul bis Izmir
Nach einer Woche im Metropolenjungle wollten wir dann aber auch wieder raus in die Natur. Während das Thermometer immer noch konstant oberhalb der 30°C Marke verharrte, führten uns die ersten Kilometer auf asiatischem Boden in Richtung Izmir und an die Westküste der Türkei. Hier stellten wir schnell fest, dass auch die Türken gerne und viel Campen. Dafür werden Wohnmobile, Zelte oder auch einfach die Ladeflächen von Pick-Up-Trucks und LKWs herangezogen. Ausländische Campervans sehen wir inzwischen nur noch selten.
Wir verbringen fünf Tage und Nächte an drei unterschiedlichen Stränden (Ulubat Lake, Urla Demircili, Pamucak Beach) und sind dabei nur selten allein. Wohl auch, da der nationale Demokratie-Feiertag (einen Kommentar müssen wir uns hier ersparen) den Einheimischen ein langes Wochenende beschert. Trotz der vielen Camper an den Stränden stellen wir fest, dass wir nachts sehr viel mehr Sterne sehen können, als wir das in den letzten Jahren in Hamburg sehen konnten. Das liegt daran, dass in der Türkei deutlich weniger Lichtverschmutzung herrscht (bei 80 Millionen Einwohnern aber etwa der doppelten Fläche von Deutschland bleibt mehr Raum für Dunkelheit). Wir stellen unsere Kamera auf die Werte, die unser Fotografie-lernen-Buch vorgibt und versuchen uns an ersten Sternhimmel-Aufnahmen. Ansonsten machen wir nicht viel. 🙂
Pamukalle
Drei Autostunden von der Adriaküste gen Westen im Landesinneren erwartete uns dann ein weiteres Highlight unserer Reise: die Städte Pamukalle und Hieropolis. In Pamukalle, was übersetzt „Baumwollburg“ heißt, gibt es Thermalquellen. Heißes, kalziumreiches Wasser strömt hier aus dem Boden und hat über Jahrhunderte hinweg schneeweiße Kalkterrassen entstehen lassen. Im türkis-blauen Wasser lässt es sich wunderbar entspannen und den Blick über das schöne Tal genießen.
Die Bereiche in denen man baden kann sind jedoch stark beschränkt. So schade das für die aktuellen Besucher ist, so gut und richtig ist es doch aus längerer Sicht. Denn der Ansturm neugieriger Touristen im späten zwanzigsten Jahrhundert gepaart mit der Erbauung von Hotelanlagen hat dem Naturereignis ganz schön zugesetzt. Heute darf man die Kalkterrassen daher nur noch barfuß und eben in bestimmten Bereichen betreten, damit sich das ganze etwas erholen kann.
Die Thermalquellen und Kalksteinterrassen haben – wen wundert das – schon früh erste Siedler angelockt. Bereits vor über 2.000 Jahren soll hier die antike griechische Stadt Hierapolis als Kurort fungiert haben. Bauliche Überreste der vermeintlich wohlhabenden Stadt kann man heute noch bestaunen. Vor allem das Amphitheater oberhalb der Thermalquellen ist noch äußerst gut erhalten. Beim Durchschreiten der Ruinen glauben wir uns für einen Moment in Griechenland oder Italien; wir hatten gar nicht auf dem Schirm, dass man in der Türkei solche Stätten besuchen kann – wir Kulturbanausen. 😉
Wie ihr euch nun vorstellen könnt, gefällt uns die Türkei bisher sehr gut. Wir sind inzwischen auch bereits etwas weiter in den Osten des Landes vorgedrungen, aber davon berichten wir euch dann im zweiten Teil, sobald wir die Türkei in Richtung Georgien verlassen haben.
Bis dahin senden wir beste Grüße,
Tina & Dirk