2021,  Europa,  Schweden

Schweden Teil VI – Lappland: der faszinierende Norden (Abisko, Stora Sjöfallet, Storforsens)

Der Norden von Schweden ist atemberaubend! Im heutigen Beitrag nehmen wir euch mit hierher. Wir erkunden Schwedisch Lappland – die nördlichste Region Schwedens an der Grenze zu Norwegen und Finnland – und besuchen dabei den Stora Sjöfallet Nationalpark als Teil des Laponia Welterbes mit seinen hohen Bergen und großen Seen, die gewaltigen Stromschnellen im Storforsens Naturreservat und fahren dann die ersten Kilometer auf dem Vildmarksvägen / der Wilderniss Road. Doch bevor wir auf diesen Roadtrip durch den Norden Schwedens starten, verbringen wir noch einen letzten Tag im faszinierenden Abisko Nationalpark. Los geht’s, viel Spaß!

Abisko Nationalpark

Es ist Dienstag, der 6. Juli 2021. Vier Tage im Abisko Nationalpark liegen bereits hinter uns. Wir haben einen Berg bestiegen, Wasserfälle bestaunt, sind die ersten Kilometer des Kungsleden Fernwanderwegs gelaufen und haben dabei stehts die wahnsinnig tolle Natur hier oben im äußersten Norden Schwedens genossen und bewundert.

Ja, wir wurden zwischendurch auch von Mücken attackiert, aber das gehört hier nun mal dazu. Bisher haben uns die schönen Landschaften Schwedens unseren gelegentlichen Ärger über die Mückenplage immer wieder rasch vergessen lassen. Wie könnten wir auch anders bei diesen Ausblicken (Auswahl Abisko Nationalpark):

All diese Orte haben wir euch im letzten Blogeintrag gezeigt. Aber unser Aufenthalt im Abisko Nationalpark ist noch nicht vorbei. Nachdem wir am frühen Nachmittag mit Hilfe des Sessellifts den Gipfel des Nuolja bestiegen hatten, schauen wir uns nun noch den Silverfallet Wasserfall etwas außerhalb des Parks an. Der liegt rund 6,5 km westlich vom Parkzentrum direkt an der E10 – ist also super einfach zu erreichen. Hier stürzt der Rakkasjohka über mehrere Stufen hinab in den größten Bergsee Schwedens.

Nach dem Besuch des Wasserfalls galt es, einen Stellplatz für die Nacht zu finden. In den vergangenen Tagen mussten wir immer gut 15 km weit rausfahren, um einen Platz am Straßenrand finden zu können. Alle anderen, schönen, direkt am Wasser gelegenen Plätze waren bereits voll. Dass gerade Hauptsaison ist, merkt man auch hier oben im Norden. Dieses Mal haben wir jedoch Glück und können noch einen Stellplatz in erster Reihe an diesem tollen Fluss ergattern. Und da wir auch hier außerhalb des Nationalparks sind, können wir wieder einmal unsere Drohne in die Luft schicken.

Und bevor wir nun mit dem Abisko Nationalpark abschließen noch eine kleine Randnotiz. Der längste Tag des Jahres war am 21. Juni, also rund 2 Wochen vor unserem Besuch im äußersten Norden Schwedens. Trotzdem geht die Sonne hier noch immer nicht länger unter als eine gute Stunde – klar, wir sind nördlich des Polarkreises, hier bleibt es im Grunde den gesamten Sommer über hell. Ein faszinierendes Phänomen, das ganz schön mit der inneren Uhr spielt (wir sind sowieso schon Nachteulen, bleiben durch die Helligkeit zur Zeit aber noch länger wach, als sonst). Das folgende Foto habe ich kurz nach Mitternacht gemacht.

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Stora Sjöfallet Nationalpark

Pünktlich zum Eintreffen einer großen Schlechtwetterfront brechen wir auf in Richtung Stora Sjöfallet Nationalpark. Der liegt geschätzte 100 km Luftlinie weiter südlich. Da dazwischen aber einige der höchsten Berge Schwedens liegen, führt die Straße in einem großen Bogen weg von der norwegischen Grenze durchs Inland und dann zurück gen Westen. Über 300 km sind wir so unterwegs. Das heißt auch: wieder einmal tanken für rund 1,68 € pro Liter Diesel.🙄

Als wir im Stora Sjöfallet Nationalpark ankommen – bzw. vielmehr einige Kilometer davor, um uns einen Stellplatz für die Nacht zu suchen – kommt langsam wieder die Sonne raus. An den beiden Folgetagen scheint sie dann durchgängig, sodass wir uns dazu entscheiden, direkt mal eine Nacht länger zu bleiben. Das kommt uns sowieso gelegen, denn wir haben wieder einmal Donnerstag und da versuchen wir ja in der Regel den nächsten Blogeintrag samt Video für die Veröffentlichung am Freitag fertigzustellen.

Das machen wir an diesem herrlichen Stellplatz am großen Lule-See. Leider werden wir dabei in der ersten Nacht von so vielen Mücken heimgesucht, dass wir kaum schlafen können. Obwohl wir alle Fenster geschlossen haben, finden die Plagegeister immer wieder ihren Weg ins Innere des Campers. Wir vermuten als Schwachstelle die Zwangsbelüftung der Dachluken und kleben die für die zweite Nacht mit Kreppband zu. Das scheint zu helfen, denn in der zweiten Nacht hören wir kein lautes Summen mehr um unsere Köpfe herum und wachen auch am nächsten Morgen nicht mit Stichen übersäht auf (wobei das eher Tina betrifft – mich scheinen die Mücken nicht ganz so sehr zu mögen).

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in den Nationalpark. Für rund 60 km fahren wir die zweispurige Straße in Richtung Westen und rasch verändert sich die Landschaft. Links und rechts von der Straße – und auch in der Distanz vor uns – türmen sich plötzlich wieder Berge auf. Die Gipfel der größeren von ihnen sind bedeckt von Schnee.

Und so bietet sich vom Naturum, dem Besucherzentrum des Nationalparks, wieder einmal ein herrlicher Rundumblick. Und dieses Mal können wir ausnahmsweise auch mal ins Innere eines Naturums blicken, da dieses – im Gegensatz zu allen anderen, die wir bisher gesehen haben – trotz Corona geöffnet ist. Drinnen befindet sich eine tolle, kleine Ausstellung über die Flora und Fauna des Nationalparks und ein kleines Café. Vor dem Naturum führt ein kurzer Weg über Holzplanken an das Ufer des Sees. Von hier kann man in der Ferne bereits den namensgebenden Stora Sjöfallet Wasserfall erspähen – und hören kann man ihn sowieso.

Der Stora Sjöfallet Wasserfall ist es auch, zu dem wir nun hinwandern wollen. Dazu fahren wir vom Naturum ein paar Kilometer weiter in den Nationalpark hinein und halten dann an einer Parkbucht am Straßenrand. Ein Schild markiert den hier beginnenden Wanderweg, der in etwa 1,5 km bis zum Wasserfall führt.

Die ersten zwei Drittel dieses Wanderwegs sind offenbar ganz neu mit Holzplanken ausgebaut worden. In unserer Recherche hatten wir noch von einem steinigen, nicht immer klar zu erkennenden Weg gelesen – jetzt ist es vielmehr ein einfacher, toller Spaziergang. Und die Aussicht dabei ist wirklich überragend. Egal wohin man schaut, es bieten sich ein toller Ausblick. Berge, Seen, das ästhetische Naturum in der Ferne. Ein wirklich tolles 360°-Panorama.

Das letzte Drittel führt dann über große Felsen, aber auch die sind ziemlich gut zu begehen. Nach einer guten halben Stunde kommen wir schließlich am Wasserfall an. Noch heute stürzen über den Stora Sjöfallet Wasserfall große Wassermassen in die Tiefe. Doch eigentlich ist der Wasserfall nur noch ein Schatten seiner selbst. Denn seit dem frühen 20. Jahrhundert, als der obenliegende See aufgestaut wurde, um ein heutzutage größtenteils unterirdisches Wasserkraftwerk zu errichten, hat der Wasserfall dramatisch an Größe verloren. Heute kann man nur erahnen, wie riesig er mal gewesen sein muss. Schön ist er aber auch heute noch – und allein die tolle Rundum-Aussicht macht es absolut wert, diesen kleinen Ausflug hier zu machen, finden wir.

Im Anschluss an die tolle, kurze Wanderung fahren wir noch 50 km / 1 Std. am Akkajaure-See weiter in Richtung Westen bis zum Ort Ritsem, der nur rund 20 km von der norwegischen Grenze entfernt liegt. Eine Straße dorthin gibt es hier jedoch nicht. Vielmehr scheint es ab hier hauptsächlich per Helikopter weiter zu gehen. Denn auf einem großen Parkplatz kurz vor Ritsem sehen wir knapp 100 Fahrzeuge stehen, die scheinbar vom ansässigen Helikopterflug-Unternehmen in die umliegenden Berge geflogen wurden. Genaueres wissen wir dazu aber auch nicht.

Storforsens Naturreservat

Wir drehen hier um und fahren auf der gleichen, da einzigen Straße wieder zurück. In Porjus biegen wir dann wieder auf die E45, die zentrale Nord-Süd-Hauptachse im Landesinneren, ab und machen uns auf den Weg zum Storforsens Naturreservat. Dort finden wir nur wenige hundert Meter außerhalb vom Reservat einen überragenden Stellplatz direkt am Ufer des großen Flusses Pite.

Da der Wetterbericht für zwei Tage Regen vorhersagt, verziehen wir uns ins Innere unseres Campers und sortieren mal wieder fleißig Fotos und Videos. Wir machen aber auch neue Aufnahmen – zum Beispiel diese hier:

Als dann pünktlich zum Wochenstart die Sonne wieder rauskommt, sind wir voller Vorfreude, das eigentliche Naturreservat zu besuchen. Was es dort zu sehen gibt? Die größten Stromschnellen Nordeuropas. Auf 5 km Länge stürzen hier bis zu 1.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde insgesamt 82 m in die Tiefe. Rund um die Mittsommerwochen, zu denen wir gerade hier sind, sind die Wassermassen i.d.R. am höchsten. Die Bilder können kaum vermitteln, mit welcher Wucht hier das Wasser vorbeidonnert. Das gehört definitiv zu der Kategorie: muss man selbst erlebt haben.

Das Naturreservat ist aber auch wegen der vielen kleinen Nebenarme des Flusses ein beliebtes Ausflugsziel. Durch das gesamte Areal fließen kleine Bäche, die immer mal wieder natürliche Pools bilden, die sich an heißen Tagen bestens zum Baden eignen. Und da heute die Sonne scheint und in Schweden Schulferien sind, herrscht äußerst reges Treiben rund um die besten Badestellen.

Wer sich leider nicht zeigt, ist der Otter. Den soll es hier nämlich auch geben. Die Hinweisschilder verraten uns, dass er sich hier angesiedelt hat, da die Stromschnellen wegen ihrer dauerhaften Bewegung im Winter nie komplett zufrieren und er hier daher das gesamte Jahr über Fische fangen kann. Naja, wir geben unsere Hoffnung nicht auf, irgendwann einmal Otter live sehen zu können (am liebsten die flauschigen Seeotter, die an den Küsten vor Nordamerika und Sibirien zu finden sind).

Vildmarksvägen

Da das Ende unseres Schweden-Trips so langsam mit großen Schritten näher rückt, hängen wir direkt nach unserem Besuch im Storforsens Naturreservat noch ein paar Stunden Autofahrt dran. Unser Ziel: die Stadt Vilhemina gut 300 km weiter südlich. Hier beginnt der berühmt berüchtigte Vildmarksvägen, die Wilderness Road oder Wildnisstraße. In einem großen Bogen führt sie ab hier für etwa 370 km in die schwedischen Berge und entlang der Grenze zu Norwegen. Davon berichten wir euch dann beim nächsten Mal.

Unseren ersten Stellplatz entlang der Wilderness Road zeigen wir euch aber heute noch. Auf dem Weg dorthin haben wir wieder einmal Rentiere gesehen – inzwischen haben wir aufgehört sie zu zählen, aber wir freuen uns natürlich noch immer darüber. 🙂
Und Tina ist auf dem Weg mal wieder Auto gefahren. Dieses Mal sogar auf einer richtigen, großen Straße mit Gegenverkehr, Rentieren und allem drum und dran. Man merkt, dass sie langsam wieder ihre Sicherheit am Steuer zurückerlangt. Schweden mit seinen zumeist guten Straßen und wenig Verkehr ist ein hervorragendes Land, um sich nach vielen Jahren des Beifahrer-Daseins wieder ans Autofahren zu gewöhnen.

So, hier jetzt aber erste Bilder unsers Stellplatzes kurz hinter den Dimforsens Stromschnellen am Rande des Vildmarksvägen.

Im nächsten Blogeintrag gibt es davon dann auch Drohnenaufnahmen – aber die sind vom Läntmateriet-Amt bisher noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben worden (wie im ersten Blogeintrag aus Schweden berichtet, muss man hier all seine Drohnenaufnahmen an eine spezielle Behörde schicken, die dann prüft, ob man sensible/militärische Dinge gefilmt hat. Ist das nicht der Fall, darf man sie veröffentlichen. Das ist immer ein bisschen nervig – vor allem, weil es natürlich unglaublich viel Datenverkehr verursacht – aber letztlich natürlich verständlich und okay).

Damit beenden wir den heutige Blogeintrag, senden euch, wie immer, allerbeste Grüße aus der Ferne und hoffen, dass euch gut geht!

Und wenn ihr mögt, wünschen wir euch nun viel Spaß beim Anschauen unseres neuen Videos auf YouTube (s. Link unten).

Dirk & Tina

4 Comments

  • Micha

    Hallo ihr Globetrotter, schon etliche eurer Videos habe ich mit Freude über YouTube am TV gesehen. Dort kann ich keinen Daumen geben, werde das wohl systematisch nachholen müssen.
    Ihr macht hervorragende Touren, gebt super Beschreibungen für nachvollziehbare Strecken und Wanderungen. Danke!
    Ich habe bisher noch keinen Camper, bin in Beschaffungsphase, was echt schwierig ist. Bisher bin ich meine Touren mit meinem BMW X3 gefahren, ca. 70000km durch Rußland, bis ca. 1000 km durch die Mongolei. Abenteuer waren das immer.
    Auch eure Skandinavientour würde ich so ähnlich gern bald nachmachen. Mal sehn wie sich die Beschaffung des Sprinters noch gestaltet?
    Aber auf jeden Fall wünsche ich euch weiterhin viele gute Erfahrungen! Bei allem Staunen über die Schönheiten dankt Gott und lobt ihn, der euch seinen Schutz nicht versagen wird. Beste Grüße aus Sachsen, MtS

  • Dirk und Claudia

    Hallo ihr Beiden,

    Wir hatten euch vor ein paar Tagen einen Kommentar hinterlassen und sind uns nicht sicher, ob ihr ihn erhalten habt.
    Deshalb noch ein Versuch 🙂
    Wir sind eventuell in eurer Nähe und hätten Interesse an einem Treffen. Falls es für euch passt, nutzt gern unsere Mailanschrift. Aktuell sind wir auf Senja und die nächsten 14 Tage auf den Lofoten 🙂
    LG Claudia und Dirk

    • Let's get otter here

      Hallo ihr beiden,

      schade, dass es mit einem Treffen nicht geklappt hat, aber wir haben es leider aus Zeitmangel nicht bis nach Norwegen geschafft. Vielleicht ein anderes Mal. 🙂

      Liebe Grüße

      Tina und Dirk

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