2021,  Europa,  Schweden

Schweden Teil III – Tivedens Nationalpark, Vättern See & Ostküste

Im heutigen Beitrag (wie immer inkl. Video) nehmen wir euch mit auf eine tolle Wanderung im Tivedens Nationalpark, lassen unsere Drohne über unserem Freistehplatz inmitten unberührter Natur kreisen, übernachten am riesigen Vättern See und bahnen uns anschließend unseren Weg zurück zur Ostküste, um dort ein paar Schären-Inseln zu erkunden und uns auf unsere lange Fahrt in Richtung Norden vorzubereiten. Vorher haben wir aber noch mit den wortwörtlichen Schattenseiten des „Vanlife“ zu kämpfen. Viel Spaß! 🙂

Wir haben keinen Strom mehr

Es ist Freitag, der 18. Juni 2021 und wir stehen noch immer an einem wunderschönen See in der Nähe von Vaggeryd im Inland Südschwedens. Seit zwei Tagen stehen wir jetzt hier. Und so schön der Stellplatz hier auch ist: er liegt leider im Schatten. Unsere Solaranlage kann also keinen Strom produzieren. Und da wir die zwei Tage davor auch schon auf einem Stellplatz standen, der die meiste Zeit des Tages im Schatten lag, wir seither viel an unseren stromfressenden Laptops gearbeitet haben und wir zwischen diesen beiden Stellplätzen nur gut 30 Minuten gefahren sind (also kaum Ladung durch die Lichtmaschine zu Stande kam), sind unsere beiden 100 Ah AGM-Batterien nun leer.

Sie haben zwar noch einen kleinen Reststrom, aber die Elektronik unseres Campers schaltet bereits ab, damit die Batterien nicht bis aufs letzte Stück tiefenentladen werden und Schaden nehmen – denn gerade für AGM-Batterien wäre eine komplette Tiefenentladung der rasche Todesstoß. Aber auch die Entladung auf unter 12,0 V ist bereits alles andere als gut für die Batterien, sodass schnelles Nachladen angesagt ist.

Das gilt auch, da wir ohne Strom weder unsere Wasserpumpe benutzen können, noch unser Kühlschrank funktioniert. Und das ist besonders blöd, da dessen Gefrierfach beim Abtauen überall Schmelzwasser verteilen würde. Wir müssen also weiterfahren und uns leider von diesem schönen Stellplatz verabschieden.

Wir fahren in die nächste Stadt (Jönköping), besorgen uns Brötchen für ein Frühstück und parken unseren Van dann auf einem Parkplatz am Ufer des riesigen Vättern Sees (zweitgrößter See Schwedens, ca. 135 km lang und 31 km breit, über 100 m tief) in der Sonne. Es sind 30°C (ja, auch in Schweden ist Sommer) und der Parkplatz füllt sich rasch mit Bade- und Picknick-Gästen. Wir begeben uns aber nicht an den schmalen Sandstrand oder die große Liegewiese, sondern lassen die Sonne durch die geöffnete Schiebetür scheinen und finalisieren dabei unser nächstes Video.

Als das fertig ist, machen wir uns auf den Weg in Richtung Norden. Wir fahren fast die gesamte Länge des Vättern Sees entlang, mit dem Ziel, ein paar Kilometer nordwestlich des Sees den Tivedens Nationalpark zu erreichen. Dort wollen wir am nächsten Tag wandern gehen. Um uns dafür in eine gute Ausgangsposition zu bringen, suchen wir uns einen Stellplatz in der Nähe des Nationalparks. Viele Nationalparks in Schweden haben an ihren Haupteingängen ausgewiesene Stellplätze für Wohnmobile – dieser hier hat leider ausschließlich Parkplätze, auf denen das Übernachten verboten ist.

Ein paar Kilometer weiter in den Wald hinein (und bereits wieder außerhalb des Nationalparks, da es sonst verboten wäre) kommen wir jedoch zu einem kleinen Anglersee mit einem großen Schotterparkplatz. Da wir davon ausgehen, dass hier während der Woche wohl nicht allzu viele Angler herkommen, entscheiden wir uns dazu, die Nacht hier zu verbringen (und lassen wieder mal die Drohne steigen – auch das wäre IM Nationalpark verboten).

Tivedens Nationalpark

Am nächsten Morgen starten wir früh (zumindest für unsere Verhältnisse) in den Tivedens Nationalpark. Auch hier gibt es wieder eine Vielzahl möglicher Wanderwege zur Auswahl. Wir entscheiden uns kurzfristig für die 2,2 km lange „Stenkällerundan“. Dieser recht kurze Rundwanderweg ist der vermeintlich am häufigsten beschrittene im Nationalpark. Er wird als „kurz und anstrengend“ beworben, ist aber, wie wir finden, sehr einfach zu beschreiten.

Er beginnt beim östlichen Haupteingang des Parks, führt zunächst (wenn man ihn gegen den Uhrzeigersinn läuft) durch dichten Nadelwald und über Stock und Stein (wortwörtlich) sowie vorbei an einem kleinen See immer weiter in den Wald hinein. Nach rund einem Drittel der Strecke kann man einen Abstecher zum Aussichtspunkt „Stenkälleklack“ machen, den wir wegen seiner tollen Aussicht auch definitiv empfehlen.

Nach dem kurzen Abstieg zurück zum eigentlichen Wanderweg geht es weiter zu drei riesigen Steinblöcken, die hier einst von Gletschereis hertransportiert wurden und sich dann abgelagert haben, als das Eis langsam zu schmelzen begann. Von hier geht es in einem großen Bogen auf den Rückweg, der mal durch dichten Wald, mal über gut befestigte Steilklippen am Ufer des großen Sees Stora Trehörningen führt.

Nach knapp 1,5 Stunden sind wir zurück am Haupteingang und haben einen kleinen, feinen Wanderweg durch interessante, abwechslungsreiche Landschaft hinter uns, den wir absolut empfehlen können. Wer also mal herkommt und nicht ganz so viel Zeit (oder Lust) für einen der längeren Wege hat, dem sei die Stenkällerundan wärmstens empfohlen.

Stellplatz am Vättern See

Es ist noch früh, als wir zurück beim Van ankommen – ausreichend Zeit also, um noch entspannt die zwei Stunden zurück zur Ostküste zu fahren, wo wir unser nächstes Ziel anvisiert haben: das Stendörrens Naturreservat. Und so machen wir uns auf den Weg. Allerdings kommen wir nicht weit. Denn als wir unterwegs auf einem kurzen Abstecher zum nahen Vättern See diesen Stellplatz hier sehen, entscheiden wir uns dazu, hier nicht nur die geplante kurze Kaffeepause einzulegen, sondern gleich den Rest des Tages und die Nacht hier zu verbringen. Das macht gleich doppelt Sinn, denn es ist Samstag und an Wochenenden kann die Suche nach Freistehplätzen manchmal etwas schwieriger sein. Daher besser direkt hier bleiben. 🙂

Dies ist dann auch der Ort, an dem wir das spannende 4:2 von Deutschland gegen Portugal schauen. (Ja, ich weiß, inzwischen ist die Fußball-EM für Deutschland leider schon wieder vorbei…)

Stendörrens Naturreservat

Am nächsten Morgen brechen wir auf zur Ostküste. Die Fahrt ist entspannt und unspektakulär – scheinbar wirklich sehr unspektakulär, denn wir haben kein einziges Foto unterwegs gemacht. 😉 Aber das passiert natürlich, wenn man sich die größten Straßen aussucht, um einfach möglichst schnell von A nach B zu kommen.

Als wir am Stendörrens Naturreservat ankommen, sind wir erst einmal ganz schön überrascht, wie voll es hier ist. Geschätzte 100 Autos (und ein paar Wohnmobile) stehen bereits auf den beiden großen Parkplätzen. Aber klar: es ist Wochenende, das Wetter ist hervorragend, es sind rund 30°C und – wie sich später herausstellt – kann man hier super schwimmen gehen. Das stellen wir jedoch erst fest, als wir bereits zu Fuß im Reservat unterwegs sind und unsere Schwimmsachen noch im Van verweilen.

Im Gegensatz zu den vielen Familien, die zum Schwimmen oder Sonnenbaden hier sind, sind wir für einen ausgiebigen Spaziergang hergekommen. Und das ist ebenfalls ein lohnendes Unterfangen. Denn man kann hier die für Skandinavien so typischen Schäreninseln bestaunen – und das zu Fuß. Durch Hängebrücken und Stege sind einige der felsigen Inseln vor der Ostseeküste Schweden miteinander verbunden. Mehrere Wege führen durch das Reservat – unter anderem ein Rundweg immer entlang der Uferregion.

Diesen Weg laufen wir ab und erfreuen uns dabei wieder einmal nicht nur an den schönen Ausblicken und der tollen Natur, sondern auch an der Outdoor-Infrastruktur Schwedens. Denn die Einstufung eines Gebiets als Naturreservat heißt nicht, dass man es absperrt und sich selbst überlässt, sondern dass man den Menschen die einzigartige Natur näher bringen, ihnen Outdooraktivitäten zugänglich machen und sie im gleichen Zuge über den Naturschutz und die Umwelt informieren will. Und so findet man im Naturreservat nicht nur ein sogenanntes Naturum (Besucherzentrum; wegen Corona leider geschlossen), sondern über das gesamte Reservat verteilt auch Grillplätze mit Holzvorräten, Mülltonnen, Toiletten und Rastplätze.

Wirklich toll. Und die warmen Temperaturen, das blaue Wasser und die lautlos vorbeiziehenden Segelboote, die hier an mehreren Stellen durch die Schärenlandschaft fahren und in den Buchten anlegen, lassen uns dabei manchmal ein bisschen glauben, am Mittelmeer zu sein und nicht an der Ostseeküste Schwedens.

Traumhafter Stellplatz am See

Im Anschluss an die kurze Wanderung nutzen wir den sonnigen Parkplatz vor dem Naturreservat noch für eine ausgedehnte Kaffeepause. Ich schaue das Formel 1 Rennen aus Frankreich und Tina irgendwas auf YouTube – unbegrenztes Datenvolumen ist wirklich was Feines. 🙂

Am frühen Abend ziehen wir dann park4night zu Rate, ob sich vielleicht ein geeigneter Übernachtungsplatz in der Nähe befindet, denn auf dem Parkplatz des Naturreservats ist das Übernachten im Camper verboten. Und tatsächlich: nur ein paar Kilometer nordöstlich ist ein Punkt in einem Wald markiert. Er ist zwar als 4×4-Platz („nur mit Allrad zu erreichen“) gekennzeichnet, aber spätestens seit unseren Abenteuern auf der Seidenstraße schreckt uns eine solche Angabe erst einmal nicht grundsätzlich ab. Wir fahren also hin und siehe da: es geht lediglich ein paar hundert Meter über einen kleinen Waldweg, der bestens zu befahren ist.

Der Weg führt zu einer großen Lichtung im Wald, an dessen Rand ein kleiner Stellplatz frei ist. Und zu unserer erneuten Überraschung finden wir hier sogar eine kleine Feuerstelle mit bereitgelegtem Feuerholz. Wer in aller Welt das hier aufgebaut / hingelegt hat, bleibt uns ein Rätsel. Wir machen allerdings kein Feuer mehr, sondern verziehen uns – auch wegen der vielen Mücken – ins Innere unseres Vans und verbringen hier wieder einmal eine schöne, ruhige Nacht.

210620_Stendörrens Naturreservat_027

Und hier beenden wir dann auch schon den heutigen Blogeintrag. Am Folgetag haben wir einen halben Fahrtag eingelegt und sind an der schwedischen Hauptstadt Stockholm vorbei nach Uppsala gefahren, bevor wir mehrere Tage an einem traumhften See verbracht und anschließend eine tolle Wanderung im nächsten Nationalpark gemacht haben. Davon berichten wir euch aber erst beim nächsten Mal. 🙂

Bis es soweit ist, senden wir euch allerbeste Grüße aus Schweden. Vielen Dank für’s Dabeisein.

Dirk & Tina

3 Comments

  • Jörn

    Hallo ihr 2,
    darf ich mal fragen, wo ihr da in Vaggeryd gestanden habt ? Und in Schweden echt jetzt Vmax=70km/h ??
    LG
    Jörn

    • Let's get otter here

      Hallo Jörn,

      Wir veröffentlichen keine Koordinaten, aber alle unsere Stellplätze kommen von park4night und sind dort sicher auch mit nicht allzu großem Aufwand zu finden. 🙂

      Nein, ich glaube 110 km/h, aber auf viele Landstraßen gilt 50/60/80/90 km/h.

      Liebe Grüße aus Schweden

      Tina und Dirk

  • Heiko

    Guten Morgen Tina und Dirk! Ich hoffe ihr genießt Schweden und habt Spaß! Im letzten Video habt ihr von euerer Google Liste mit interessanten Orten gesprochen die ihr evtl anfahren wolltet.
    Wäre es unverschämt zu fragen ob ihr diese Liste mit mir teilen wollt?
    Meine Frau und ich wir planen gerade eine Skandinavien Tour die wir im August starten werden. Dauer von 6-12 Wochen…. Mal sehen wie lange das Wetter mitspielt.
    Danke schon mal!
    Grüße!
    Evelyn und Heiko

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