Asien,  Tadschikistan

#8 Pamir Highway / Tadschikistan

Tadschikistan ist deutlich anders als die beiden „Stan“-Länder Turkmenistan und Usbekistan, die wir zuvor bereist haben. Ein Unterschied, der uns direkt auffällt: Tadschikistan hat hohe Berge. Das wird schon direkt hinter der Grenze deutlich. Vor allem, da wir die letzten Wochen doch eher durch plattes Land gefahren sind. Dass Tadschikistan hohe Berge hat, wussten wir aber schon vorher. Die Berge hier sind sogar einer der Hauptgründe für unsere Tour durch das Land – tatsächlich sind die Berge Tadschikistans (neben einer Reihe anderer Gründe) einer der Hauptgründe für die komplette Reise. Denn seit Dirk 2014 durch Zufall einen Artikel über Tadschikistan und das Pamir Gebirge gelesen hat, will er unbedingt dieses Land bereisen. Dirk ist eben ein Berge-Mensch. Und auch wenn Tina eher ein Strand-Mensch ist, brauchte es keine großen Überredungskünste, um auch sie von dieser Idee zu überzeugen.

Der Pamir Highway

 

Eine Overland-Reise durch Tadschikistan ist unweigerlich mit dem Pamir Highway verbunden. Die M41, wie der Pamir Highway offiziell heißt, ist die zweithöchste Fernstraßen der Welt – nur knapp hinter dem Karakorum Highway zwischen China und Pakistan, der sehr bald auch noch auf uns wartet. Auf 1.250km verbindet der Pamir Highway die Hauptstadt Tadschikistans, Duschanbe, mit dem in Kirgisistan gelegenen Osch. Auf dem Weg dorthin durchquert man das Pamir Gebirge, kann bis nach China schauen, die hohen Berggipfel Pakistans bewundern und Dorfbewohnern in Afghanistan zuwinken.

Der Pamir Highway ist eine sehr herausfordernde Straße – für Mensch und Maschine. Er wird zwar „Highway“ genannt und ist tatsächlich eine der wichtigsten Transportrouten Zentralasiens, jedoch ist er über weite Strecken kaum mehr als eine Schotterpiste. Über hunderte Kilometer muss man sich mühsam seinen Weg über den holprigen Untergrund bahnen, tiefe Schlaglöcher umkurven, Engstellen vorbei an tiefen Klippen meistern und stets hoffen, dass in dieser abgelegenen Region kein Erdrutsch den Weg versperrt oder Regenfälle ganze Teile der Straße weggespült haben.

Und dann sind da natürlich noch die Steigungen: drei hohe Bergpässe mit jeweils über 4.000m sind zu überwinden. Der höchste von ihnen, der Ak-Baital-Pass, hat sogar eine Höhe von 4.655m (zum Vergeleich: der höchste Punkt ganz Europas ist der Gipfel des Mont Blanc mit 4.810m – und da kann man meines Wissens nicht unbedingt mit dem Auto hochfahren). Klar ist also: Es wird steil und es wird hart.

Unser Fiat Ducato ist mit 130 PS glücklicherweise einigermaßen gut motorisiert, um den ein oder anderen Berg hinauf zu kommen. Allerdings hat er einen Frontantrieb, sodass wir gerade bei Steigungen, wo der Großteil des Gewichts auf der Hinterachse liegt, in Verbindung mit dem zumeist losen Untergrund, mit Schwierigkeiten rechnen müssen. Auch die geringe Bodenfreiheit dieses für geteerte Straßen gebauten Fahrzeugs ist brenzlig. Zudem hat unser Van aufgrund der strikten europäischen Abgasnormen einen Dieselpartikelfilter verbaut. Auch der macht – ich hole an dieser Stelle mal nicht aus – in großer Höhe und vor allem in Verbindung mit Dieselkraftstoff, der nicht den in Europa inzwischen vorgeschriebenen niedrigen Sulphur-Werten entspricht, schnell Probleme.

Bereits seit Monaten macht sich vor allem Dirk daher Sorgen. Immer wieder lesen wir im Rahmen unserer Recherche, dass die modernen Euro 6-Motoren einfach nicht Overlanding-tauglich seien: Zu viel Elektronik und vor allem zu anfällig für Diesel mit niedrigerer Qualität – und der ist in den größten Teilen Asiens nunmal heute immer noch Standard.

Trotz einiger Berichte von verstopften DPFs und blockierender Elektronik wagen wir das Abenteuer und hoffen einfach, dass wir verschont bleiben und der Wagen hält (die nächste Fiat-Werkstatt wäre übrigens auch erst in Indien – und das Modell Ducato wird dort gar nicht verkauft). Wir bleiben vorsichtig optimistisch, denn schließlich haben wir es ja auch schon durch den Iran und andere Länder mit vermeintlich schlechter Diesel-Qualität geschafft (wenngleich wir immer sehr vorsichtig und wählerisch in Bezug auf die Tankstellen waren).
Letztlich gäbe es aber auch sowieso keine wirkliche Alternative. Eine andere Route durch Tadschikistan und das Pamir Gebirge gibt es einfach nicht. Und Tadschikistan zu umfahren kommt für uns nicht in Frage – denn wir wollen ja die Berge sehen. Und ein bisschen Abenteuer gehört ja auch immer dazu 😉

 

Einreise und Iskanderkul Lake

Fangen wir aber wie immer ganz vorne an: bei der Einreise ins Land. Die ist sehr unkompliziert. Wir müssen 25 US-Dollar Road-Tax bezahlen, sind aber ansonsten super schnell fertig mit dem Prozedere. Danach bahnen wir uns routiniert den Weg zu einem Visa-Geldautomaten, heben tadschikische Somoni ab und kaufen uns zwei lokale SIM-Karten (es gibt bisher keinen Provider, der das gesamte Land abdeckt).

Wir lassen die Grenze hinter uns und blicken – wie oben bereits beschrieben – plötzlich auf eine bergige Landschaft. Am Horizont lassen sich bereits die ersten schneebedeckten Gipfel erspähen. Dirks Unsere Vorfreude auf den Pamir Highway steigt.

Bevor wir uns in dieses Abenteuer stürzen, wollen wir jedoch noch einen kleinen Abstecher machen und uns den Bergsee Iskanderkul anschauen. Nach 100 sehr guten und 30 sehr anstrengenden Kilometern erreichen wir den auf 2.200m Höhe gelegenen See. In Europa wäre ein solch schöner und cool gelegener See sicherlich vollumfänglich touristisch erschlossen. Hier In Tadschikistan sieht das jedoch noch anders aus. Es gibt lediglich eine kleine Bungalow-Siedlung, die noch aus Sovietzeiten stammt sowie ein Feriendomiziel des tadschikischen Präsidenten. Abgesehen davon ist alles Natur und man kann sich hinstellen, wo man will.

Beziehungsweise kann man sich überall da hinstellen, wo man mit dem Fahrzeug hinkommt – und das ist nicht immer ganz so einfach. Hinter der Bungalow-Siedlung gibt es nur noch eine sehr schmale Schotterpiste weiter um den See herum. Für den ersten Tag ist das noch okay, da wir aufgrund unserer späten Ankunft sowieso nicht mehr weit um den See fahren können. Nach der ersten Nacht wollen wir aber weiter. Allerdings wird es irgendwann zu schmal und zu steil für uns, sodass wir nicht weiter können. Umdrehen geht an dieser Stelle aber auch nicht und so muss Dirk knapp 1km auf der schmalen Straße entlang der steilen Klippe zurücksetzen. Tina kann das nicht mit ansehen und verkriecht sich so lange im Bett. 😉

Aber alles geht gut und wir schlagen kurz darauf auf einem der beiden Helikopterlandeplätze des Präsidentenpalasts unser Camp für die nächsten Tage auf. Wir waschen nach langer Zeit mal wieder ein paar Klamotten und Dirk kann endlich die Drohne wieder aus dem Versteck holen und fliegen. Nach den vielen Städtetrips in den letzten Wochen genießen wir es sehr, wieder ungestört und allein in der Natur zu stehen. Wir bleiben vier Nächte und arbeiten fleißig am Video und Blogeintrag über Turkmenistan & Usbekistan. Und nach zwei Tagen verschwinden dann netterweise auch die Wolken wieder.

Dushanbe

Nach 4 entspannten Tagen machen wir uns wieder auf den Weg. Wir fahren zurück um den wunderschönen See herum und biegen ab in Richtung der Hauptstadt Dushanbe. Hier wollen wir noch einmal Lebensmittel und Sprit auffüllen, bevor es dann auf den Pamir Highway geht. Dort wird es nämlich nicht so viele Möglichkeiten geben, irgendetwas einzukaufen. Und qualitativ hochwertigen Diesel gibt es schon gar nicht. Die Bilder, die wir gesehen haben, zeigen Tankstellen eher in der Form von Leuten am Straßenrand, die Sprit aus Kanistern verkaufen. Aber wir haben noch immer unsere Kanister aus dem Iran und können so 150 Liter vermeintlich guten Gazprom-Diesel mit auf den Weg nehmen – das sollte bis Kirgisistan reichen, sofern wir nicht im Wakhan Valley stecken bleiben und umdrehen müssen.

Die Nacht in Dushanbe verbringen wir im City Hostel. Aber nein, wir haben natürlich nicht unser gemütliches Campervan-Bett gegen einen Schlafsaal im Hostel getauscht – da müsste schon einiges passieren, bis wir das machen. Vielmehr parken und schlafen wir im Innenhof, verbringen hier eine ruhige Nacht inmitten der Stadt und können währenddessen – das ist der Grund für die ganze Sache – den letzten Blogeintrag samt Video über das Hostel-WLAN hochladen. Trotzdem ein ungewohntes Setting für uns, da wir seit Venedig Anfang Juni nicht mehr für einen Stellplatz bezahlt haben, sondern immer im Freien standen.

Tag 1 Pamir Highway – Dushanbe bis Kishti-Poyen

Und dann geht es also los, das Abenteuer Pamir Highway. Die ersten 250km gehen noch richtig fix. Wir sind umgeben von hohen Bergen, müssen aber noch keine hohen Steigungen überwinden und fahren auch fast die gesamte Strecke über gute, asphaltierte Straßen. So wird es nicht lange weitergehen 😉 Wir genießen diesen guten Abschnitt, hören Podcasts und malen uns aus, wie wohl die nächsten Tage werden.

Am späten Nachmittag taucht in unserem Navigationsgerät dann plötzlich etwas auf, auf das wir schon lange gewartet haben. Auf der anderen Seite des Flusses, an dem wir nun seit einigen Kilometern entlang fahren, schreibt das Navi „Afghanistan“. Ja, der Fluss bildet tatsächlich die Grenze zu diesem in den Medien viel porträtiertem Land. Auch von unserem Schlafplatz können wir wenig später durch ein schönes Tal und hinüber nach Afghanistan schauen. Schon ein etwas komisches Gefühl. Schließlich haben wir alle wohl noch die Bilder des Krieges und der Zerstörung im Kopf. Hier an der nördlichen Grenze, an der Afghanistan, ebenso wie Tadschikistan, nur spärlich besiedelt und hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt ist, spüren wir davon jedoch nichts. Afghanistan macht hier auf uns einen ruhigen, unaufgeregten, sicheren Eindruck. Aber natürlich wissen wir, dass das – auch heute noch – leider für weite Teile des Landes nicht gilt.

Tag 2 Pamir Highway – Kishti-Poyen bis Vanj

Die gute Straße des Vortages bleibt uns nicht lange erhalten. Schon schnell bricht der Asphalt auf, die Schlaglöcher werden größer und irgendwann fahren wir fast nur noch auf holprigem Schotter und Waschbrett-Pisten. An vielen Stellen ist die Straße so schmal, dass keine zwei Fahrzeuge mehr nebeneinander durchpassen. Häufig schlengeln wir uns an steilen Abgründen entlang und Betonklötze, die als Leitplanke dienen, gibt es nur noch sporadisch. An den besonders engen Stellen hoffen wir stetig, dass uns doch bitte kein LKW entgegen kommt.

Den gesamten Tag fahren wir am Grenzfluss zu Afghanistan entlang und erspähen auf beiden Seiten immer mal wieder grüne Oasen in der sonst zwar recht kargen, aber dennoch äußerst beeindruckenden Berglandschaft.

Obwohl wir 9 Stunden unterwegs sind, schaffen wir lediglich 200km. Das ist weniger, als wir uns vorgenommen hatten. Glücklicherweise ist das aber verhältnismäßig egal, da wir unseren Campervan ja fast überall parken und darin schlafen können. Da geht es uns besser als den Fahrrad- und Motorradfahrern, die waghalsig genug sind, um den Pamir Highway auf ihren zweirädrigen Gefährten in Angriff zu nehmen.

Tag 3 Pamir Highway- Vanj bis Dasht Village

Der dritte Tag ist ein Transit-Tag. Einerseits Transit, da der Tag hauptsächlich davon geprägt ist, möglichst schnell von A nach B zu kommen. Wobei „möglichst schnell“ hier immer noch nur ca. 20 km/h im Schnitt bedeuten, da die Straße so weiter geht, wie sie am Vortrag aufgehört hat. Unterbrochen lediglich durch einige Abschnitte aus aufgewehtem Sand, in dem wir jedoch glücklicherweise nicht stecken bleiben.

Andererseits Transit, da wir in Korogh, der inoffiziellen Hauptstadt des Pamir-Gebirges (in der es interessante Abwandlungen der Fast Food Giganten KFC – hier: Korogh Fried Chicken – sowie McD – hier: MAC Doland’s – gibt), den offiziellen Pamir Highway verlassen, um in einem zweitägigen Abstecher das berüchtigte Wakhan Valley (mehr dazu dann gleich) zu durchfahren.

In Korogh finden wir dann tatsächlich noch eine recht neu wirkende Tankstelle mit modernen Zapfsäulen, sodass wir uns dazu entscheiden, zwei unserer Kanister in unseren leerer werdenden Tank umzufüllen und die beiden Kanister für den Fall der Fälle hier noch einmal aufzufüllen (später zeigte sich, dass das eine gute Entscheidung war und uns dieser Sprit bis nach China gebracht hat – die erste Tankstelle in Kirgisistan, zu der wir sonst gemusst hätten, sah in jedem Fall sehr viel schlimmer aus).

Tag 4 Pamir Highway – Dash Village bis Langar

Wir sind tatsächlich im Wakhan Valley! =) Die meisten von euch haben wahrscheinlich noch nie davon gehört, aber wer sich ein wenig mit Tadschikistan und dem Pamir Highway beschäftigt, wird schnell darauf stoßen. Häufig wird das Tal als schönster Abschnitt dieser zweithöchsten Fernstraße der Welt betitelt.

Aber es gilt auch als einer der härtesten Abschnitte. Die Straßen hier erfordern Konzentration und Ausdauer. Vor allem am oberen Ende des Tals, wo die Straße über den 4.344m hohen Kharagush-Pass führt und dann wieder auf den eigentlichen Pamir Highway trifft.

Aber schnell ist uns klar, dass dieser Abstecher all die Mühen der letzten Tage sowie das, was in den nächsten Tagen noch auf uns zukommt, wert ist. Die Natur ist der Knaller. Wir fahren am Pjandsch-Fluss entlang, und schlengeln uns mit ihm durch das Tal – zwischen Pamir und Hindukusch, zwischen Tadschikistan und Afghanistan. Mit jedem Kilometer werden die Berge höher, wird die Landschaft dramatischer und schöner. Wer nur einen Tag in Tadschikistan verbringen kann, der sollte unserer Meinung nach im Wakhan Valley von Ischkaschim nach Langar fahren.

Tag 5 Pamir Highway – Langar

Weil es uns in Langar so gut gefällt, entscheiden wir uns dazu, einen Tag Fahr-Pause einzulegen und unsere Wanderschuhe mal wieder rauszuholen. Wir müssen sowieso dringend mal wieder etwas in Bewegung kommen, denn in vier Wochen werden wir im Himalaja sein und wollen da ausgiebig wandern. Und da wir die letzten Wochen quasi nur gesessen haben, muss ein bisschen Training einfach mal wieder sein.

Anstrengend ist es trotzdem. Glücklicherweise sind wir von wunderbarer Natur umgeben, die ein bisschen davon ablenkt. Wir nehmen uns vor, von Langar hoch zum Basecamp des Peak Engels zu wandern. Die 800 Höhenmeter schaffen wir letztlich zwar nicht ganz (hauptsächlich, da wir morgens einfach doch zu gerne schlafen), aber das stört uns nur wenig. Wir haben trotzdem einen tollen Tag bei bestem Wetter in den Bergen. Und da wir uns auch so schon auf deutlich über 3.000m Höhe befinden, war es in jedem Fall auch schon einmal ein gutes Training für Nepal.

Als wir am frühen Abend glücklich und erschöpft zurück in Langar ankommen, wollen wir noch ein paar Kilometer aus dem Dorf rausfahren, um eine ungestörte Nacht im Freien verbringen zu können. Allerdings sind die 10km hinter Langar die vermeintlich steilsten und schwierigsten des gesamten Pamir Highways. Die australische Familie, die wir vor knapp zwei Wochen in Samarkand getroffen haben, hatte uns vor genau dieser Stelle gewarnt – gerade mit Blick auf die geringe Bodenfreiheit unseres Vans und die Tatsache, dass wir einen Frontantrieb haben.

Ich nehme es vorweg: Wir haben es die Steigung hoch geschafft. Aber ein Kraftakt war es allemal. Über sandig-steinigen, unebenen Boden ging es kurze, steile und enge Serpentinen hinauf. Den tiefen Abgrund stets im Blick. Fotos oder Videos haben wir davon nicht, da wir beide alle Hände voll zu tun hatten – Dirk mit Autofahren und Tina mit Am-Sitz-Festkrallen. Aber wichtig ist ja ohnehin nur, dass wir es geschafft haben.

Bei der anschließenden Campspot-Suche fahren wir uns dann zwar doch einmal kurz fest, aber spätestens als die untergehende Sonne ihre letzten Strahlen in Richtung der schneebedeckten Gipfel schickt, sind der Ärger vergessen und ein guter Tag geht zu Ende.

Tag 6 Pamir Highway – Langar bis Murgab

Von unserem Schlafplatz bis zu dem Punkt, wo die Straße des Wakhan Valleys endet und wieder auf den offiziellen Pamir Highway trifft, sind es etwa 80km. Auf einer deutschen Autobahn ist das eine Sache von deutlich unter einer Stunde. Auf einer tadschikischen Schotterpiste, die noch dazu zwischendrin über den 4.344m hohen Kharagush-Pass führt, muss man hingegen deutlich mehr Zeit einplanen. In unserem Fall: sechs Stunden.

Noch nie wurden wir so lange so sehr durchgeschüttelt. So eine endlose Waschbrett-Schotterpiste kann wirklich anstrengend sein. Zumindest mit der Federung eines Fiat Ducato Campers. 😉 Aber wie heißt es so schön: Auch die schlimmsten Straßen gehen irgendwann einmal vorbei uns so erreichen auch wir irgendwann wieder den Pamir Highway und damit eine in diesem Abschnitt geteerte Straße. Dirk ist kurz davor den Asphalt zu küssen. ;P

Der Pass selbst war überraschenderweise überhaupt kein Problem. Keine steilen Abschnitte, keine verrückten Serpentinen, keine Probleme mit dem Motor/DPF. So wünschen wir uns das auch für die Pässe, die noch vor uns liegen.

Die Nacht verbringen wir in Murgab (3.600m), der einzigen größeren Siedlung im Osten Tadschikistans.

Tag 7 Pamir Highway – Murgab bis Grenze / Sary Tash

Am nächsten Morgen werden wir durch die Gebetsrufe des Muezzins geweckt, die aus den Lautsprechern der benachbarten Moschee schallen (die erste Moschee seit Dushanbe, die wir sehen). Vor uns liegt ein Tag mit 230 Fahrkilometern und zwei sehr hohen Pässen.

Der höchste von ihnen – und zugleich der höchste in ganz Tadschikistan – ist der Ak-Baital Pass mit einer Höhe von 4.655m. Ihn erreichen wir bereits nach kurzer Zeit und wieder einmal gänzlich ohne Probleme. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Aber umso besser! Ein letzter Rest Anspannung bleibt jedoch noch, da wir etwas später ja auch noch den Kyzyl-Art Pass überqueren müssen. Der Kyzyl-Art Pass ist mit 4.250m der niedrigste der drei genannten Pässe, bildet allerdings mit der Grenze zwischen Tadschikistan und Kirgisistan den zweithöchsten Grenzübergang der Welt (nur getoppt durch die Grenze zwischen China und Pakistan auf knapp 4.800m, die wir in etwa einer Woche überqueren werden).

Bevor wir den letzten Pass erreichen, durchfahren wir noch eine riesige Hochebene. Auf allen Seiten um uns herum sehen wir schneebedeckte Gipfel und in der Mitte der Ebene liegt der 380 km² große Karakul See, der durch einen Meteroiteneinschlag entstanden ist. Eine wirklich coole Gegend. Fahrzeuge oder andere Menschen sehen wir hier fast gar nicht – lediglich hier und da mal ein paar Ziegen. Und einen irrsinnig langen Zaun, der rechts von uns das Niemandsland zwischen Tadschikistan und China markiert. Es sind zwar immer mal wieder Löcher im Zaun zu erkennen, aber man müsste etwa 100km über Stock, Stein und Berggipfel klettern, um China auf diesem Weg zu erreichen. Das lassen wir lieber.

Kurze Zeit später erreichen wir die Grenzkontrolle. Die Grenzbeamten sind freundlich und das Ausreise-Prozedere geht schnell. Rasch sitzen wir wieder im Camper und können die letzte große Steigung des Pamir Highways in Angriff nehmen. Der Kyzyl-Art Pass liegt nämlich im Niemandsland zwischen Tadschikistan und Kirgisistan – die Grenzkontrolle und Einreise nach Kirgisistan befindet sich erst im Tal auf der anderen Seite des Passes.

Auch diese letzte große Steigung schafft unser Camper wieder ohne Probleme. Die Fahrbahn lässt jedoch erkennen, dass das Ganze bei Regen oder Schnee sehr schnell zu einer Schlammschlacht ausarten kann. Aber glücklicherweise gelten die vielen Berichte von steckengebliebenen Overlandern ohne Allradantrieb nicht für uns – wir sind mal wieder mit bestem Wetter und Sonnenschein gesegnet. Und so stehen wir kurze Zeit später an der höchsten Stelle und machen ein Foto mit der Ziegenbock-Statue, die wir schon in vielen Fotos anderer Pamir-Highway-Bezwinger gesehen hatten. Wir haben es tatsächlich geschafft! 🙂

Der Pamir Highway geht von hier noch knapp 200km weiter Richtung Norden bis zur ersten großen Stadt in Kirgisistan, Osch. Bis dahin werden wir jedoch nicht fahren, da in fünf Tagen, am 23.09.2019, bereits unsere Einreise nach China bevorsteht. Dieser Termin steht seit einem knappen halben Jahr fest, da man, wenn man mit einem eigenen Fahrzeug nach China einreisen will, lange Zeit im Voraus einen Guide buchen muss. Dazu berichten wir dann im nächsten Blogeintrag ausführlicher.

Für den Moment sind wir einfach nur froh, dass unser Camper und wir den Pamir Highway geschafft haben und pünktlich zum besagten Termin an der chinesischen Grenze werden stehen können. Tadschikistan und der Pamir Highway waren in jedem Fall ein großes Highlight unseres bisherigen Trips und vor allem für Dirk geht ein langersehnter Traum in Erfüllung, dieses Land bereist zu haben.

Aber auch die nächsten Tage und Wochen werden wieder spannend: erst werden wir uns ein paar Tage in Kirgisistan ausruhen (hoffentlich können wir dieses Land auf unserem Rückweg nach Europa noch einmal ausgiebiger erkunden), dann werden wir vier Tage lang durch den äußersten Westen Chinas fahren und schließlich werden wir nach Pakistan einreisen. Davon berichten wir dann beim nächsten Mal.

Bis es soweit ist, senden wir euch wieder herzlichste Grüße aus der Ferne und hoffen, dass ihr beim Lesen dieses Eintrages etwas Spaß hattet.
Bis dahin,
Tina & Dirk

PAMIR HIGHWAY / TAJIKISTAN – Let’s get otter here – Episode 8

 

One Comment

  • Alois

    Hallo ihr Zwei,
    ich habe viele eurer Reisen und Berichte verfolgt, gut gemacht und spannend, danke erst einmal dafür.

    Sofern es Corona zulässt werde ich dieses Jahr mit einer Gruppe Asien bereisen, über Russland, die STAN-Länder bis in die Mongolei. Höchster Pass 4.655 m, in Summe ca. 25.000 km, ihr kennt das ja.

    Mein Ford Ranger ist ein Euro 6, Partikelfilter, Ad Blue usw. Euren berichten nach packt auch der Euro 6 diese Tour wenn man beim Tanken aufpasst??? wie habt ihr das mit dem Ad-Blue gehändelt?

    Herzlichen Dank für euren Rat, beste Grüsse,

    Alois

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert