Amenien,  Asien,  Georgien

#5 Georgien & Armenien

Nun sind wir endgültig in Vorderasien angekommen.Genauer gesagt in den beiden Kaukasus-Ländern Georgien und Armenien. Insgesamt haben wir hier drei Wochen verbracht. Wieder einmal haben wir viel gesehen – wieder einmal hat es uns äußerst gut gefallen. Wer erfahren möchte, was wir so erlebt haben, klicke nun gerne auf den folgenden Button:

Georgien


Grenzübergang, Batumi und Zcheniszqali Fluss

Am frühen Abend des 22. Juli 2019 stehen wir mal wieder in einer langen Auto-Schlange an einem Grenzübergang. Die Ausreise aus der Türkei ging noch verhältnismäßig fix, aber die Einreise nach Georgien zieht sich hin. Schon seit fast zwei Stunden stehen wir in einer der langen Schlagen an diesem futuristischen Grenzgebäude. Wobei „wir“ hier nicht ganz richtig ist, denn Dirk sitzt alleine im Auto – Tina musste vor dem eigentlichen Grenzübergang aussteigen und den Fußgänger-Übergang nutzen.

Als wir es dann endlich unsere ersten Meter in Georgien fahren können, ist es schon dunkel; und es regnet in Strömen. Das ist keine gute Kombination, denn so kann man die vielen Schlaglöcher in den Straßen natürlich nur schlecht erkennen. Hinzu kommen die einheimischen Autofahrer. Schon im Vorfeld hatten wir gehört, dass Georgier für ihren waghalsigen Fahrstil bekannt seien. Das können wir schnell bestätigen. Ständig werden wir von links und rechts überholt; Fahrbahnmarkierungen scheinen hier keine wirkliche Funktion zu haben und die Hupe wird häufiger benutzt als die Blinker. Dass wir wahnsinnig viele beschädigte Autos auf den Straßen sehen, wundert entsprechend nur wenig – bei gefühlt jedem zweiten Auto fehlt mindestens eine Stoßstange.

Eigentlich hatten wir uns geschworen, auf unserer Reise möglichst überhaupt nicht im Dunkeln zu fahren. Jetzt lässt sich das aber leider nicht vermeiden, denn direkt hinter der Grenze liegt mit Batumi eine große Touristen-Stadt am Schwarzen Meer und hier können wir (theoretisch) nicht einfach irgendwo anhalten und übernachten. Leider haben wir aber noch keinen Übernachtungsplatz für die Nacht recherchiert – das wollten wir in aller Ruhe machen, nachdem wir eine georgische SIM-Karte gekauft haben. Aber da der Grenzübergang so lange gedauert hat, haben jetzt schon alle Läden zu. Wir entschließen uns kurzerhand zu einem McDonald’s zu fahren, den es hier zu unserer eigenen Überraschung gibt – einen futuristischen noch dazu. Wir nutzen das WLAN, um einen Schlafplatz zu recherchieren und können auch nicht widerstehen, hier zu Abend zu essen.

Am nächsten Morgen besorgen wir uns eine SIM-Karte und fahren dann fix raus aus der Stadt die Küste entlang in den Norden des Landes (das dauert nicht lange, da Georgiens Nord-Süd-Ausdehnung nur etwa 250km beträgt). Im Norden, kurz vor der Grenze zu Russland, türmen sich die Berge des „Großen Kaukasus“ mit einer Höhe von bis zu 5.642 m auf. Die ersten paar hundert Meter wollen wir hochfahren, um die Schlechtwetterfront hier in ruhiger Natur und bestenfalls mit schöner Aussicht aussitzen zu können (für die nächsten Tage ist durchgängig Regen angesagt).
Den von uns rausgesuchten Campingspot können wir jedoch nicht erreichen, da der Regen der letzten Tage die Schotterpiste ausgespühlt hat, sodass wir mit unserem recht tief liegendem Camper fast stecken bleiben. Bevor wir uns komplett festfahren, entscheiden wir umzudrehen und fahren ein paar Kilometer zurück ins Tal. Hier finden wir ohne Hilfe unserer Apps einen ruhigen Stellplatz direkt an einem großen Fluss (Zcheniszqali Fluss). Etwas abseits von jeglichen Siedlungen verbringen wir hier drei Tage und warten auf besseres Wetter.

Swanetien

Auch nach drei regnerischen Tagen verbessert sich der Wetterbericht für die Region, in der wir uns befinden, nicht. Allerdings verspricht die Vorhersage, dass sich oben in den Bergen ein Gut-Wetter-Fenster für 2-3 Tage aufmachen soll. Wir beschließen unser Glück zu versuchen und brechen auf. Auf windigen und brüchigen Straßen bahnen wir uns den Weg in die Region Swanetien. In den hohen Bergen angelangt, schlagen wir unser Camp zunächst im Tal rund um die Siedlung Mazeri auf.

Am nächsten Tag sind die Wolken tatsächlich nahezu komplett verschwunden und es bahnt sich ein wunderbarer Tag in den Bergen an. Wir fahren in das benachbarte Tal rund um die bekannte Wanderdestination Mestia

Im Oktober/November wollen Tina und ich ja für längere Zeit im Himalaja wandern – jetzt reicht unsere Kondition/Motivation aber lediglich für einen kurzen Ausflug. Und selbst hier schummeln wir, da wir den Skilift hoch auf einen der Berge nehmen. Oben angelangt verbringen wir den Nachmittag damit, am Bergkamm entlang zu laufen und genießen die tolle Aussicht. Die erinnert sehr an die heimischen Alpen und lässt erkennen, dass man hier gut und gerne einen ganzen Wanderurlaub verbringen könnte. Dabei muss man nur aufpassen, nicht aus Versehen über die äußerst nah gelegene russische Grenze zu geraten.

Tskaltubo

Um Zeit zu haben, auch im Nord-Osten des Landes nochmal in die Berge zu fahren, verlassen wir Mestia und Swanetien am nächsten Tag und machen uns auf in Richtung der Hauptstadt Tiflis. Auf dem Weg dorthin legen wir aber noch einen kurzen Umweg ein, um der Stadt Tskaltubo einen kurzen Besuch abzustatten.
Zu Zeiten der Sowjetunion fungierte Tskaltubo als Kurort für Staatsbedienstete und wohlhabende Bürger. Heute findet man in Tskaltubo unzählige verlassene Hotel- und Erholungsanlagen. Die allermeisten sind jedoch nur auf den ersten Blick verlassen. Denn auch wenn die meisten Gebäude hier äußerlich den Elementen hingegeben wurden, haben von Armut bedrohte Georgier die vielen Hotels inzwischen zu Wohnungen umfunktioniert.
Das „Bathhouse No. 8“ ist jedoch tatsächlich komplett verlassen und so können wir es uns anschauen. Das in großen Teilen von der Natur zurückeroberte Gebäude erinnert uns doch sehr an ein UFO.

Tiflis – Teil 1

Am nächsten Tag fahren wir weiter in die 1 Millionen-Einwohner-Hauptstadt Tiflis/Tbilisi. Hier wollen wir endlich mal wieder Wäsche waschen und uns natürlich die Stadt anschauen, von der wir viel Gutes gehört hatten.
Da es in Georgien keine Waschsalons zu geben scheint, erledigen wir das Waschen im „Fabrika Hostel“ – nicht nur, weil das Waschen hier günstig ist, sondern auch, da es hier kostenfreies WLAN gibt. Das Hostel mit seiner Fabrikhallen-Architektur, Hipster-Ausstattung, Graffiti-Kunst und den angedockten Cafés, Restaurants und kleinen Lädchen finden wir richtig cool. Sollten wir jemals mal ohne Campervan wieder nach Tiflis kommen, würden wir auf jeden Fall hier absteigen.

Stepantsminda

Eigentlich wollten wir ein paar Tage in Tiflis bleiben und die Stadt in Ruhe erkunden, aber wieder einmal macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung – bzw. wieder ein angekündigtes kurzes Gut-Wetter-Fenster in den Bergen nördlich von Tiflis. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen, denn diese Ecke des Landes soll wirklich schön sein und das Bergdorf Stepantsminda gehört zu den Top-Sehenswürdigkeiten Georgiens. Einerseits, da man auch hier gut Wandern können soll; andererseits aufgrund der dort gelegenen „Gergetier Dreifaltigkeitskirche“ – einem orthodoxen Wallfahrtsort in unglaublich schöner Lage.

Wir quälen unseren Ducato also mal wieder die steilen Bergstraßen hinauf und sind schnell verliebt in die Landschaft. Die Gergetier Dreifaltigkeitskirche ist definitiv nicht der einzige Grund, hier hoch zu fahren.

Tiflis – Teil 2

So, jetzt schauen wir uns aber endlich die Hauptstadt in Ruhe an. Im Vergleich zum Rest des Landes (Batumi, die Touristenstadt am schwarzen Meer, mal ausgenommen), macht Tiflis auf uns einen sehr modernen Eindruck. Zwar sind auch hier alte, heruntergekommene Bauten aus den Zeiten der Sowjetunion allgegenwärtig, jedoch stehen sie hier im Kontrast zu Wolkenkratzern mit Glasfassaden, extravaganten Konzerthallen, kunstvoll geschmückten Grünanlagen und jeder Menge Street Art. Wir können gut verstehen, warum selbst die New York Times Tiflis als nächste Top-Destination auserkoren hat; auch aus unserer Sicht ist die Stadt auf jeden Fall eine Reise wert.

Armenien


Armenien ist das dreizehnte Land, das wir auf unserem Trip erreichen. Und auch wenn wir Armenien auf seiner kompletten Länge von Norden nach Süden durchqueren wollen, haben wir lediglich fünf Tage dafür eingeplant. Das liegt daran, da wir möglichst rasch in Teheran im Iran ankommen wollen, um dort unsere Turkmenistan-Visa zu beantragen (dazu im nächsten Eintrag dann mehr). Entsprechend haben wir hier leider nicht so super viel Zeit und müssen einige potenziell spannende Ziele, wie zum Beispiel die Region „Bergkarabach“, die gleichermaßen von Armenien und Aserbaidschan beansprucht wird, auf einen nächsten Besuch verschieben.

Sewansee

Aber das ist okay und wir versuchen, das Beste aus der uns verbleibenden Zeit zu machen. Als erstes Ziel steuern wir nach dem unkomplizierten Grenzübergang aus Georgien den größten See des Landes, den Sewan-See, an. Der riesige See liegt 1.900 m über dem Meeresspiegel. Das ist nicht ganz so verwunderlich, wenn man weiß, dass die mittlere Höhe des Gesamten Landes etwa 1.800 m beträgt. Da Armenien keinen Zugang zu einem Meer hat, ist der Sewansee ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel der Einheimischen. Wir finden dennoch einen ruhigen und schönen Platz für die Nacht und feiern hier ganz unaufgeregt Tinas Geburtstag.

Jerewan

Wer von euch hätte gewusst, dass die Hauptstadt Armeniens Jerewan ist? Wir beide zugegebenermaßen nicht. Aber es ist doch schön und definitiv ein großer Teil dieser Reise, dass wir Dinge lernen, die wir vorher nicht wussten.

In Jerewan schauen wir uns die große Kathedrale, die größte Kirche des Landes, an. Das gehört hier quasi zur Pflichtaufgabe, denn Armenien war das erste Land der Welt, das das Christentum zur offiziellen Religion erklärt hat. Wir finden die Kathedrale schön und unaufgeregt – etwas im Gegensatz zu den Wohnkomplexen, die die Kirche umgeben.

Khndzoresk & Tatew

Nach einer ruhigen Nacht mitten im Nirgendwo fahren wir am nächsten Tag weiter nach Khndzoresk, das für zwei Dinge bekannt ist: viele Höhlen und eine Hängebrücke. Für die Höhlen interessieren wir uns an dieser Stelle zugegebenermaßen weniger, aber Dirk will unbedingt über die Hängebrücke laufen – Tina kommt ihre Höhenangst überwindend und mit schlackernden Knien mit.

Direkt im Anschluss fahren wir weiter zum Kloster in Tatew und genießen die Aussicht. Von hier führt uns die schlimmste Straße, die wir bisher auf unserer Reise gefahren sind, quer über den Berg hin zur nächsten Stadt. Die in Teilen äußerst steile Schotterpiste ist mit Schlaglöchern übersät und bringt die Bodenfreiheit unseres Geländewagens an mehreren Stellen an seine Grenzen. 

Ja, es hätte eine Alternativroute gegeben, diese wäre allerdings nicht nur einige Stunden länger gewesen, sondern hätte uns auch über die inoffizielle Grenze zwischen Armenien und der Region Bergkarabach gebracht. Zwar kann man hier theoretisch einfach durchfahren (es gibt keine klassischen Grenzposten – man muss sich lediglich mit seinem speziellen Visum in der nächsten Stadt melden), jedoch lässt einen Aserbaidschan nicht mehr einreisen, wenn man einmal in dieser vermeintlich abtrünnigen Region war. Und da wir, falls unser Visaantrag für Turkmenistan abgelehnt wird, hier ggf. noch einreisen müssen, wollen wir unser Glück nicht auf die Probe stellen. 

Nach drei nervenaufreibenden Stunden schaffen wir es auf die andere Seite des Berges und sind kurze Zeit später der Grenze zum Iran ganz nah. Bevor wir jedoch in den Iran einreisen, gilt es für uns noch einmal zu tanken und Geld abzuheben. Geld (vorzugsweise US-Dollar) abzuheben ist von enormer Bedeutung, da ausländische Kreditkarten im Iran aufgrund der aktuell geltenden Sanktionen nicht funktionieren. Man muss also tatsächlich sämtliches Geld, das man im Iran ausgeben möchte, in bar mitbringen. 

Tanken wiederum ist wichtig, da es im Iran eigentlich keinen Diesel für PKW gibt. Lediglich LKW nutzen Diesel und brauchen zum Tanken eine spezielle Tankkarte. Dass es für uns trotzdem Mittel und Wege geben wird, an Diesel zu kommen (wenngleich nicht in der gleichen Qualität wie in Europa), berichten wir dann im nächsten Blogeintrag.  

Und das soll es für den Moment gewesen sein. Wir melden uns das nächste Mal dann aus dem Iran, aus Turkmenistan, aus Usbekistan oder aus irgendeinem anderen Land – mal schauen, wann wir es wieder schaffen 🙂

Liebe Grüße aus der Ferne,
Tina & Dirk

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert