Asien,  Malaysia

#19 Malaysia Teil II

Die Rückkehr von Singapur nach Malaysia könnte man als Beginn unserer Rückreise bezeichnen – schließlich nähern wir uns seither nun langsam wieder Deutschland. Die Betonung liegt aber auf „langsam“, denn nicht nur wegen COVID-19 soll es noch eine ganze Weile dauern, bis wir wieder zurück in heimischen Gefilden sind. Vorher wollen wir noch so einiges erleben und erkunden. Zunächst ein bisschen mehr von Malaysia. Davon berichten wir euch in diesem Blogeintrag.

Es ist Mittwoch, der 19. Februar und wir verstauen gerade unsere Rucksäcke und Sachen, die wir mit in Singapur hatten, wieder an ihre angestammten Plätze im Camper. Die Nacht haben wir noch ein letztes Mal in der riesigen Tiefgarage des Apartment-Gebäudes von Rachel und Richard verbracht. Hier war unser Camper sicher untergestellt, während wir in Singapur waren. Das fremde Auto mit den deutschen Kennzeichen war natürlich auch anderen Bewohnern und Angestellten aufgefallen, von denen uns einige am Morgen interessiert ansprechen und ganz begeistert von unserer Tour sind. Gerne beantworten wir die Fragen und stehen natürlich auch für ein Selfie bereit.

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Stippvisite in Kuala Lumpur

Dann brechen wir auf in Richtung Kuala Lumpur. In der Hauptstadt Malaysias wollen wir zwei neue Wohnraumbatterien abholen, die wir dort bei einem Händler bestellt hatten. Zur Erklärung: Wir haben zwei Batterien in unserem Camper. Eine normale Fahrzeugbatterie, die für den Start des Motors, für das Radio, die Scheinwerfer etc. zuständig ist sowie eine Wohnraumbatterie, die für alle elektrischen Verbraucher im Wohnbereich zuständig ist – sprich für den Kühlschrank, die Innenbeleuchtung, die Wasserpumpe, etc.. Diese 95Ah AGM Batterie hat mit der Zeit immer mehr an Leistung verloren und kann unseren Strombedarf inzwischen nicht mehr wirklich decken (bzw. den Strom unserer Solaranlage und Lichtmaschine nicht mehr ausreichend speichern). Zwar ist die Batterie noch keine zwei Jahre alt, allerdings hat sie dadurch, dass wir ja Vollzeit im Camper leben, inzwischen wohl schon deutlich mehr Ladezyklen durchlebt, als im Normalfall üblich. Wir nutzen den Austausch dafür, im gleichen Zug die Kapazität von 95Ah auf 2x 100Ah aufzustocken, damit wir in den kommenden Wochen und Monaten noch länger an einem Ort stehen können, ohne zwischendurch durchs Fahren die Batterie wieder zusätzlich aufladen zu müssen.

Die Fahrt nach Kuala Lumpur soll 7 Stunden dauern und so entscheiden wir uns dazu, die Strecke auf zwei Tage aufzuteilen und unterwegs noch einmal zu übernachten. Das gibt uns zudem die Möglichkeit, in Johor Bahru noch in Ruhe einzukaufen. Hier soll es nämlich aufgrund der vielen Expatriats, die hier leben, Supermärkte geben, die Dinge verkaufen, die wir hier in Asien nur selten zu Gesicht bekommen. Und tatsächlich: Wir können uns mit richtigem Käse, Pesto und sogar Vollkornbrot eindecken. Ein Traum! Denn so lecker und abwechslungsreich das Essen hier auch sein mag, nach einer gewissen Zeit vermisst man einfach die Dinge, die man von Zuhause gewohnt ist. Und ist dann auch bereit, 6€ für 200g Gouda oder knapp 5€ für eine Packung Frischkäse auszugeben…

Mit den gekauften Köstlichkeiten fahren wir die Westküste hoch und übernachten schließlich an einem ruhigen, sichtgeschützten Platz direkt am Strand. Am nächsten Morgen fahren wir dann nach Kuala Lumpur rein und holen die Batterien ab. Leider hat der Händler nicht alle notwendigen Kabel und Verbindungsstücke auf Lager, sodass wir im Anschluss noch eine ganze Reihe von Elektro-Läden abklappern, um Kabel, Sicherungen, Schrumpfschläuche und Kabelschuhe zu finden. Das dauert so lange, dass es schon später Nachmittag ist, als wir endlich in Richtung unseres anvisierten Schlafplatzes für die Nacht aufbrechen. Der befindet sich allerdings an der Ostküste des Landes – 350km bzw. 5 Fahrstunden entfernt. Wir entscheiden uns dazu, trotzdem erst einmal loszufahren und dann unterwegs zu schauen, ob wir vielleicht noch einen Schlafplatz irgendwo am Straßenrand finden. Auf der Strecke, die fast die gesamte Zeit durch dichten Wald führt, finden wir aber keinen wirklich guten Schlafplatz sodass wir letztlich bis in die Nacht durchfahren. Was uns wach hält ist die Aussicht, am nächsten Morgen wieder an dem Stellplatz aufzuwachen, auf dem wir schon einmal 9 Tage standen, bevor wir nach Johar Bahru / Singapur aufgebrochen sind. Hier, so wissen wir, würden wir ungestört stehen und in Ruhe die Batterien tauschen können.

Die Ostküste

Der Campspot in der Nähe von Penyabong / Mersing fühlt sich ein bisschen wie Zuhause an. So komisch das klingen mag. Aber schon vor unserem jetzigen zweiten Besuch standen wir noch nirgends länger als hier. Und das, obwohl der Stellplatz gar nicht besonders schön ist. Klar, er liegt direkt am Meer. Aber das Wasser ist trüb, bei Ebbe geht es gefühlte 500m zurück und legt dunklen Sand frei und überall liegt Müll herum. Aber er hat eben auch große Vorteile: Wir kriegen hier genug Sonne für unsere Solarmodule, gleichzeitig weht ein stetiger Wind, der zumindest ein kleines bisschen Abkühlung bringt und vor allem sind wir hier gänzlich alleine und ungestört. Das nehmen wir als Luxus wahr. Wahrscheinlich steckt uns noch immer Indien in den Knochen, wo es fast ein Ding der Unmöglichkeit war, abgelegene Stellplätze zu finden.

Hier könnten wir noch ewig bleiben. Aber wir wollen natürlich noch andere Orte erkunden. Und so entscheiden wir nach fünf Tagen, in denen wir die Batterien getauscht und einen neuen Beitrag samt Video für den Blog fertiggestellt haben, dass es an der Zeit ist weiterzuziehen.

Wir machen uns auf den Weg in Richtung Norden. Wir wollen die gesamte Ostküste Malaysias bis zur thailändischen Grenze hochfahren. Auf den knapp 600km kommen wir an zahlreichen wunderschönen Stränden vorbei. Allzu viele Menschen sehen wir an den Stränden nicht, schließlich ist noch immer Monsunzeit und daher hier an der Ostküste keine „Saison“. Das finden wir, wie ihr inzwischen wissen dürftet, gut. Wir verbringen zwei entspannte Nächte an einem tollen Strand neben einer Schildkröten-Auffangstation (die jedoch geschlossen ist und abgesehen von ein paar Schildern sehen wir leider keine Anzeichen auf Schildkröten) und eine weitere Nacht in der Nähe von Kuala Besut.

Thai-Visa in Penang

So schön wie die Ostküste ist, würden wir hier durchaus auch gerne noch länger bleiben. Aber da man ja nicht alles haben kann und wir im weitesten Sinne Pläne für die nächsten Wochen und Monate gemacht haben, machen wir uns auf den Weg, noch einmal quer durchs Land zu fahren. Wir wollen zurück nach Penang, da dort eine thailändische Botschaft ist, in der wir Visa beantragen können. Eigentlich können deutsche Staatsbürger auch ohne Visum nach Thailand einreisen und 30 Tage bleiben (+ weitere 30 Tage bei einer kostenpflichtigen Verlängerung), aber da wir schon jetzt wissen, dass wir zwei Monate bleiben wollen, ist es günstiger, sich im Vorfeld das Visum zu besorgen.

Kurz bevor wir Penang erreichen, sehen wir am Straßenrand plötzlich ein Schild, das einen nahe gelegenen IKEA bewirbt. Da wir noch Zeit haben, entscheiden wir uns dazu, den mal auszuchecken. Vielleicht können wir hier ja einen kleinen Klapptisch kaufen. Wir wollen schon längere Zeit einen neuen, den wir einfach so aus dem Auto ziehen können ohne ihn immer mühsam auf- und abbauen und vor allem wieder verstauen zu müssen. Der IKEA ist noch sehr neu, hat ein Parkhaus, in das selbst wir passen und hat vor allem glücklicherweise geöffnet – es ist nämlich Sonntag. Es ist gut was los, aber auch definitiv kein Vergleich mit einem deutschen IKEA am Wochenende. Wir finden einen passenden Klapptisch (und natürlich ein paar andere Kleinigkeiten) und fahren dann weiter nach Penang, wo wir eine überraschend ruhige, wenngleich äußerst heiße Nacht auf einem zentralen Busparkplatz verbringen.

Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, um bereits kurz vor der Öffnung der Botschaft vor deren Toren zu stehen. Wir hatten gelesen, dass es hier sehr voll sein kann und es zu langen Wartezeiten kommt. Und trotz unserer frühe Ankunft stehen tatsächlich schon gut 20 Leute in der Schlange. Allzu lange dauert der Prozess letztlich aber nicht. Wir geben unsere vorbereiteten Unterlagen ab, müssen noch ein Dokument ausfüllen (dann kurz raus, um eine weitere Kopie anzufertigen) und bekommen kurz darauf einen Abholzettel für den nächsten Tag in die Hand. Morgen um 14 Uhr sollen wir die Visa abholen können.

Da es unglaublich heiß ist, schauen wir uns nicht die Stadt an, sondern wollen uns einen Schattenparkplatz in Strandnähe suchen, wo hoffentlich ein bisschen Wind weht. Da wir keinen guten Platz finden, fahren wir letztlich in die „Berge“ Penangs, von denen wir wissen, dass es da zumindest ein kleines bisschen kühler ist. Hier finden wir einen schattigen Platz und bleiben letztlich einfach die Nacht dort stehen. Ich nutze den Nachmittag, um nach inzwischen etwa 40.000 gefahrenen Kilometern noch einmal die Reifen der Vorderachse an die Hinterachse (und umgekehrt) zu wechseln.

Am nächsten Morgen fahren wir nochmal einkaufen und holen dann unsere Reisepässe ab – es hat alles geklappt und die Thai-Visa kleben drin. Doch zur Grenze wollen wir noch nicht, denn wir haben noch eine Verabredung. Aida, die wir zusammen mit ihrem Mann und ihren Kindern vor gut einem Monat auf einer Bootstour in Thailand kennengelernt hatten, hat uns zu sich nach Hause eingeladen. Eine Einladung, die wir nicht ausschlagen konnten. Und so machen wir uns auf den Weg zur Universität Utara Malaysia kurz vor der Grenze zu Thailand, an der Aidas Mann Professor ist. Wir sitzen ein paar Stunden mit allen zusammen, unterhalten uns rege (Aida ist begeistert von Campervans und ihre jüngste Tochter ist wahrscheinlich unser größter YouTube-Fan), gehen lecker essen und bekommen eine Tour übers Universitäts-Gelände. Ein weiteres Mal auf dieser Reise, dass wir von Gastfreundschaft überwältigt sind. Ein sehr sehr toller Abend!

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Doch dann ist es Zeit in Richtung Thailand aufzubrechen. Wir fahren jedoch nicht zum nächstgelegenen Grenzposten, sondern nehmen einen zweistündigen Umweg in Kauf, um die Grenze im Ort Betong zu erreichen. Dieser Grenzposten ist dafür bekannt, die ganzen Regelungen rund um „Wohnmobile sind in Thailand nicht erlaubt“ (s. #16 Thailand Part I) nicht so ernst zu nehmen. Mit einem eingepackten Frühstück von Aida und einem vollen Tank (Diesel kostet in Malaysia nur knapp 50 Cent pro Liter) kommen wir an der Grenze an. Hier ist nahezu nichts los und sowohl die Aus- als auch Einreise klappen schnell und unkompliziert (lediglich unsere Temperatur wurde einmal erfasst).
Auf dem Weg zur Grenze hatten wir gelesen, dass Thailand gerade an einer COVID-19-Regelung arbeite, die Einreisenden aus vielen Ländern eine Zwangs-Quarantäne auferlegen würde. Das war am 4. März für uns das erste deutliche Anzeichen dafür, dass der Coronavirus nun auch hier, außerhalb von China, tatsächliche Auswirkungen auf das öffentliche Leben haben würde. Kurze Zeit später wurden dann tatsächlich alle Grenzen gänzlich geschlossen. Aber dazu dann mehr im nächsten Eintrag. Wir sind in jedem Fall froh, es noch zurück nach Thailand geschafft zu haben.

Auch von unserem zweiten Trip durch Malaysia haben wir ein Video erstellt. Viel Spaß beim Anschauen.

Liebe Grüße aus der Ferne,
Tina & Dirk

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