#15 Myanmar (Burma)
Ein neuer Abschnitt beginnt: mit der Einreise nach Myanmar sind wir offiziell in Südostasien angekommen. Hier wollen wir nun ein paar Monate bleiben und alles etwas langsamer angehen lassen. Jedoch klappt das in Myanmar leider noch so gar nicht, da wir innerhalb von sechs Tagen das gesamte Land von West nach Ost durchqueren müssen. Der Grund dafür ist, wie schon zuletzt in Xinjiang/China, dass man für Myanmar einen Guide braucht, wenn man mit dem eigenen Fahrzeug einreisen will. Aber das ist natürlich immer noch besser, als gar nicht in das Land einreisen zu dürfen. Hier nun unser Bericht dazu.
Ausreise aus Indien
Es ist Mittwoch, der 08. Januar 2019. Müde und mit verschlafenen Augen verstauen wir unsere sieben Sachen in den Fächern und Schubkästen unseres Campervans und machen uns bereit für die frühe Abfahrt. Die Drohne kommt in ihr Versteck – so wie vor jedem Grenzübergang. Denn heute werden wir von Indien nach Myanmar einreisen.
20 km sind es von unserem letzten Schlafplatz im äußersten Nordosten Indiens bis zur eigentlichen Grenze. Aber auch auf dem Weg dorthin müssen wir schon zwei Checkpoints passieren und uns, wie schon so häufig in den letzten Monaten, mit unseren Namen und groben Fahrzeugdetails in Listen und Bücher eintragen. Digital ist hier wenig. Unser Camper wird von außen bestaunt, ob wir aber verbotene Waren transportieren, scheint wieder einmal niemanden zu interessieren.
Die Ausreise aus Indien geht schnell und unkompliziert. Als wir gerade mit unseren frischen Ausreisestempeln im Carnet und unseren Pässen aus dem Gebäude laufen wollen, kommen uns zwei Menschen in Motorrad-Kluft entgegen: Daniëlle und Klaas aus Holland. Mit den beiden hatten wir uns schon vor Wochen via Facebook zusammengetan, um gemeinsam Myanmar zu durchqueren. Wie auch damals schon in China ist der Grund für die Gruppenbildung nicht der Wunsch, Gleichgesinnte zu treffen und sich auszutauschen (das ist aber natürlich ein sehr netter Nebeneffekt), sondern in erster Linie rein opportunistisch: Wir wollen Geld sparen. Hätten Tina und ich die Tour (6 Tage / 5 Nächte, kürzest-mögliche Dauer für die Durchquerung Myanmars) alleine gebucht, hätte jeder von uns 1.100 US-Dollar für den Guide, die Unterkünfte und Genehmigungen zahlen müssen (Visa, Essen, Sprit noch nicht mit eingeschlossen). Bei einer Tour zu viert sinken die Kosten schon auf 650 US-Dollar pro Person. Immer noch wahnsinnig viel Geld für 6 Tage Autofahren, aber natürlich ein großer Unterschied. Wir waren also sehr froh die beiden gefunden zu haben und wie sich herausstellen sollte, sind die beiden zwei super Reisebegleiter.
Erster Tag in Myanmar
Zurück zum Grenzübergang. Als nächstes fahren wir über die Brücke, die Indien und Myanmar voneinander trennt. Auf der anderen Seite wartet bereits Zaw, unser Guide von Osuga Travels für die nächsten 6 Tage, mit einem Fahrer auf uns. Die Einreise- und Zollformalitäten sind schnell geregelt und dann geht es auch schon los. 130 km sind es bis zu unserem ersten Hotel in Kale. Ja, leider müssen wir wieder in Hotels schlafen; in bestimmten Hotels, die von der Regierung für Touristen zugelassen sind. Im Gegensatz zu China schaffen wir es hier jedoch, für die letzten beiden Nächte die Erlaubnis zu bekommen, im Van zu übernachten und sparen dadurch zumindest noch einmal 40 US-Dollar pro Person.
Ebenfalls gut ist, dass wir nicht strikt in Kolonne fahren müssen. Wir bekommen zwar eine feste Route vorgeschrieben und müssen stets unseren Live-Standort via Google Maps teilen, können aber ansonsten in eigenem Tempo fahren und anhalten, wann und wo wir wollen. Das ist sehr viel angenehmer als die strikte Kontrolle, wie wir sie noch in Xinjiang/China erlebt haben.
Was uns auf den ersten Kilometern auf dem Weg nach Kale direkt auffällt, ist der wenige Verkehr. Es sind zwar fast immer andere Fahrzeuge in Sichtweite, aber es ist hier ein himmelweiter Unterschied zu Indien. Endlich kann auch ich als Fahrer entspannt nach links und rechts gucken und die Landschaft bewundern ohne stetig Angst haben zu müssen, dass uns z.B. jemand auf unserer Spur entgegenkommt (mehr dazu in unserem Exkurs: Autofahren in Indien. Trotzdem muss ich mich konzentrieren, da in Myanmar, im Gegensatz zu allen umliegenden Ländern und den Ländern, die wir in den letzten drei Monaten bereist haben, Rechtsverkehr herrscht.
Am späten Nachmittag erreichen wir das Hotel. Das Zimmer ist groß, wenn auch etwas komisch, da komplett gefliest. Wir genießen beide eine ausgiebige Dusche. Das können wir ja normalerweise nicht, da wir meistens mit unserem Wasser im Camper haushalten müssen. Dirk fährt das Auto in eine Waschanlage und abends lassen wir den Tag bei einem gemeinsamen Essen mit Daniëlle und Klaas gemütlich ausklingen.
Von Kale nach Bagan
Der nächste Tag wird lang, das wissen wir bereits am Morgen, da wir 9 Stunden Fahrt vor uns haben. Wir rauschen vorbei an Tempeln und Wohnhäusern auf Stelzen, an Sonnenblumenwiesen und grünen Reisfeldern. Zum Mittagessen treffen wir uns mit Daniëlle und Klaas und unserem Guide in einem Straßenrestaurant und probieren uns durch ein Buffet von teilweise undefinierbarem Essen, das (größtenteils) sehr lecker ist und uns pro Person gerade mal 3 Dollar kostet.
Wir müssen uns eigentlich beeilen, um noch im Hellen am nächsten Hotel in Bagan anzukommen, doch Daniëlles Motorrad macht Probleme. Ein Schlauch mit Kühlflüssigkeit ist durchgeschmort, da er wohl zu nah an den Auspuff gekommen ist. Der Fahrer unseres Guides fackelt nicht lange und macht sich auf den Weg um einen Mechaniker zu organisieren. Letztendlich kann er das Problem (zumindest fürs erste) beseitigen und wir weiterfahren.
Nach einigen Stunden kommen wir nun doch erst im Dunkeln an unserem Hotel an. Es macht von außen einen sehr guten Eindruck, der sich dann auch bestätigt. Die Zimmer sind sauber, zwei Pools, ein großer Garten direkt an einer der über 2.000 Pagoden und unzählige Lichterketten sehen so einladend aus, dass wir unser Abendessen im Hotel bei einer traditionellen Tanzeinlage einnehmen. Jetzt sind wir wohl wirklich im touristischen Epizentrum Myanmars angekommen. Und siehe da: es gibt Spaghetti Carbonara! Ein Gericht, dass wir schon seit Ewigkeiten vermissen. Leider ist die Portion, die wir bekommen, etwas spärlich. Trotzdem ist es schön, mal wieder westliches Essen zu bekommen.
Auch das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen enttäuscht nicht. Nach einer kräftigen Stärkung und einem netten Gespräch mit zwei ostfriesischen Ärzten, die ganz angetan sind von unserem Trip, machen wir uns auf den Weg zu den über zweitausend Pagoden der historischen Königsstadt. Wir haben nicht viel, aber zumindest knapp 1,5 Stunden Zeit, die Pagoden auf eigene Faust zu erkunden und sind überrascht, dass wir komplett frei mit unserem Camper zwischen den Pagoden und Tempeln hin- und herfahren können. Besonders unsere Drohnenaufnahmen machen uns sehr glücklich, hatten wir doch befürchtet, sie aufgrund strikter Regeln gar nicht fliegen lassen zu können.
Myanmar im Schnelldurchlauf
Anschließend fahren wir 6,5 Stunden zum nächsten Hotel in Kalaw. Dieses liegt auf fast 2.000m Höhe und bietet uns so etwas Abkühlung, aber vor allem eine sagenhafte Aussicht auf das grüne Umland. Unser Hotel ist wieder einmal recht beeindruckend und wir haben einen eigenen kleinen Holzbungalow für uns. Zumindest ein kleiner Trost für das viele Geld, das wir für diese Tour bezahlen. Das Abendessen (Chicken with Cashewnuts) ist überragend.
Von hier aus wird unsere Reise leider etwas unspektakulär. Wir fahren, fahren und fahren. Das Land an sich ist wunderschön, anhalten können wir aber nicht oft, um im Zeitplan zu bleiben. In unseren nächsten beiden Unterkünften in Namsang und Keng Tung dürfen wir, wie oben erwähnt, im Camper übernachten. So schön die Hotels waren, wir freuen uns wieder in unserem eigenen Bett schlafen zu dürfen.
Früh zur thailändischen Grenze
Am letzten Abend vor der Ausreise klären wir mit unserem Guide, dass wir am nächsten Morgen schon um 3 Uhr aufstehen und losfahren wollen. Wir möchten nämlich spätestens um 7 Uhr an der Grenze sein, da wir gehört hatten, dass das die Chancen, mit dem Campervan nach Thailand einreisen zu dürfen, erhöhen soll (denn das ist seit 2016 eigentlich verboten – mehr dazu im Video). Unser Guide protestiert zunächst und spricht von Ärger mit den Behörden, gibt uns am Ende aber dennoch einige Dokumente, die wir an der Grenze bzw. den Kontrollpunkten vorzeigen sollen.
Um 3 Uhr nachts stehen wir also auf, um uns auf den Weg zur thailändischen Grenze zu machen. Nach einer guten halben Stunde ist unsere Fahrt aber erst einmal abrupt zu Ende. Vor der Hauptstraße zur Grenze ist ein Tor geschlossen. Auf beiden Seiten parken Autos, LKW und Busse, die Menschen darin scheinen aber zu schlafen, denn es rührt sich nichts. Ein Busfahrer steht dann doch für eine Pinkelpause auf und erklärt uns, dass das Tor erst um 4:30 Uhr geöffnet werde. Wir sind etwas genervt, können es aber natürlich nicht ändern und warten. Um Punkt 4:30 wird das Tor dann tatsächlich geöffnet und wir können weiter in Richtung Grenze.
Da kommen wir dann glücklicherweise trotzdem noch um 7 Uhr an. Allerdings stellen sich jetzt die Customs Officer Myanmars quer und wollen uns nicht ausreisen lassen. Trotz unserer Dokumente wollen sie, dass wir warten, bis unser Guide in drei Stunden da ist. Erst zwei Telefonate und eine gute Stunde später bekommen wir endlich einen Stempel in unseren Reisepass und dürfen ausreisen.
Ob dann auch die Einreise nach Thailand klappt oder ob wir mit unserem Campervan an der Grenze abgewiesen werden (oder mit Hilfe eines teuer erwirkten Permits nach Laos geschleust werden), berichten wir euch dann im nächsten Blogeintrag. 🙂
Jetzt wünschen wir euch erst einmal viel Spaß beim Durchklicken der Fotos und beim Anschauen unseres Videozusammenschnitts unten.
Liebe Grüße,
Tina & Dirk